KÜNSTLERIN: CARMELA GANDER - KUNSTVERMITTLERIN UND PROJEKTKOORDINATORIN: JEANNINE HANGARTNER - PROJEKVERANTWORTLICHER FÜR DIE SCHULE WITTNAU: DANIEL JESENEG - 2018
Für sieben Wochen verlegte die Luzerner Künstlerin Carmela Gander im Herbst 2018 ihr Atelier an die Primarschule Wittnau. In dieser Zeit entstanden in der Zusammenarbeit mit den sechs Kindergarten- und Schulklassen je ein eigenes Werk. Die öffentliche Vernissage fand am Mittwoch, den 28. November 2018 in der Primarschule Wittnau statt.
Entstanden sind daraus sechs gänzlich unterschiedliche Arbeiten. Gemeinsam ist ihnen nur der Bezug zum Oberthema der Erinnerung, welches die Künstlerin schon lange begleitet, sowie das Neonorange von Faden, Punkten, und Linien, das sich als leuchtende Spur durch die Arbeiten zieht.
In einem kleinen Zimmer neben dem Atelier etwa hängen rund zweihundert schwarz-weisse Fotos. Einige sehen sehr alt aus, andere stammen sichtlich aus den letzten Jahren. Am Eingang schauen zwei Kinder aus der 3. -6. Klasse dazu, dass der grosse Andrang der Gäste den Raum ruhig und geordnet betritt. Sie erklären die Idee hinter der Installation, welche sie alle auf Folie kopiert und in Wachs getaucht haben: Die Bilder bringen früher und heute zusammen. Menschen die schon lange gestorben sind, sind – vielleicht nur als Erinnerung
- noch immer mitten unter uns. Die Zeit steht still. Vielleicht auch als Zeichen dafür, haben die Kinder die Schulzimmeruhr gänzlich mit neonorangem Faden eingewickelt.
Ein Stock tiefer sind Bilder zu sehen, die in Wachs eingegossen wurden. Bei den Bildern handelt es sich um Zeichnungen der Kindergartenkinder, welche an der Nähmaschine mit neonorangem Faden bestickt wurden. Die Sorgfalt mit der die Kleinsten Formen zum Ausnähen ausgewählt haben, beeindruckt. Das geheimnisvolle Schwarzlicht bringt die Schönheit dieser Objekte ganz zum Tragen.
Um die Arbeit auf der Turnhallenbühne zu sehen, muss man erst einmal eine ganze Weile anstehen. Nur einer begrenzten Anzahl Gäste wird jeweils Eintritt gewährt, die Kinder sind strikt. Doch das Warten lohnt sich:
„Sternenmeer“ heisst die Arbeit, die sich unverhofft vor einem auftut: Hunderte von Zeichnungen aus Klebpunkten und orangem Faden hat die 3.-6. Klasse erstellt. Die Künstlerin hat sie gemeinsam mit den Kindern und erwachsenen Helfer/innen zu einer raumfüllenden Installation zusammengeführt. Da leuchtet das Sternbild des Lauches neben jenem der Zecke, das Hochhaus neben der Nähmaschine, der Zahnbürste, der Lokomotive. Die Gäste staunen in die Weite, die durchzogen wird von den Stimmen der Kinder, welche eigene Gedichte zur Nacht rezitieren. Die Stimmungen ändern sich mit den Gedichten, der Blick wandert durch den Kosmos – aus dem man unvermittelt herausgerissen wird, wenn ein Kind neben einem auftaucht und fragt, wie lange man denn nun schon hier war, es warten noch viele weitere auf Einlass.
VIDEO ZUM PROJEKT VON ART.TV